Atemtechnik

Sprechen ist tönendes Ausatmen. Atem

Sprechtechnik beinhaltet die Technik, die Stimme beim Sprechen effizient einzusetzen.

Ohne Atmung ist kein Leben möglich; ohne Atmung auch kein Sprechen. Die richtige Atmung ist das Wichtigste beim Sprechen.

Zuerst ein paar allgemeine Fakten zur Atmung; auch wenn es nur Zahlen sind, so zeigen sie doch die "Power", die Energie, die Kraft, die in unserer Atmung liegt.

  • Die Oberfläche der Lunge:beträgt 80 - 120qm, dies entspricht der Größe eines Tennisplatzes!
  • Wir verbrauchen pro Minute im Ruhezustand 8 Liter Luft, 80 Liter bei schnellem Jogging, bis zu 140 Liter bei starker sportlicher Beanspruchung.
  • Das sind dann am Tag im Ruhezustand 12 000 Liter Luftverbrauch!
  • Um dies zu erreichen, atmen wir im Ruhezustand 24 000 mal am Tag.
  • Die Schadstoffausscheidung des Körpers über die Verdauung liegt bei nur 3%, über den Harn bei 7%, über die Haut schon bei 20 %, aber über die Atmung bei 70%!
  • Das durchschnittliche Luftvolumen pro Atemzug im Ruhezustand liegt bei 0,5 Liter
  • Die Vitalkapazität, zusätzliches Luftvolumen, welches den Maßstab für körperliches Leistungsvermögen setzt, liegt durchschnittlich bei stärkster Ein-/Ausatmung bei 1,5 - 2,0 Liter. Sportler, Musiker, Sänger, und Menschen, die ihre Atmung effizient zum Sprechen einsetzen, können über eine Vitalkapazität von 5 - 6 Litern verfügen. Das bedeutet, durch die aktive Nutzung der Atemmöglichkeit beim Sprechen erhöhen Sie Ihre gesamte körperliche Leistungsfähigkeit und beschleunigen ihre Schadstoffausscheidung!
  • Bei stärkster Ausatmung bleiben noch 1,2 Liter in den Lungen zurück.
Nach sovielen Daten und Fakten möchte ich auch noch auf die "Grundgesetze des Sprechens" eingehen:

4.Grundgesetz

Richtiges freies, ungezwungenes Sprechen ist nur bei kombinierter Atmung ("Brust- und Bauchatmung") möglich

Wir atmen ein und schöpfen damit neue Kraft

Wieviel Kraft wir schöpfen, hängt davon ab, ob wir nur in den oberen Lungenbereich oder zusätzlich auch in den unteren Lungenbereich hineinatmen.

Die Brustatmung nimmt nur ca. 25% Luft des möglichen Gesamtvolumens auf. Leider tendieren wir häufig dazu, nur diese Atmung zu nutzen. Somit wird die Muskulatur des Schulter-Nackenbereiches, die bei dieser Atmung aktiv ist, sehr belastet, nämlich mindestens 24 000 mal am Tag. Kommt dazu noch eine belastende Körperhaltung, z.B. langes Sitzen am Schreibtisch, im Auto..., hinzu, machen sich diese überlasteten Muskelstränge schmerzhaft bemerkbar. 

Für das Sprechen bedeutet dieses flache Atmen, das wir keine organisch günstige Muskulatur zur Verfügung haben, um den Luftstrom beim Ausatmen zu kontrollieren. Die Stärke des vorbeiziehenden Luftstromes an den Stimmlippen (Stimmbändern) bestimmt die Lautstärke des Tones. Will man als Flachatmer lauter sprechen, also einen größeren Luftstrom an den Stimmlippen vorbeiführen, braucht man eine enorme Kraftanstrengung, um einen Druck auf den Brustkorb, der im oberen Bereich ja relativ inflexible Brustknochen hat, auszuüben.

Der Ton klingt gepresst und kann sich dabei auch in der Tonhöhe überschlagen. So wie der Ton klingt, so wirkt er auch auf den Zuhörer, gepresst, gezwungen und der Sprecher hinterlässt nicht den Eindruck, offen, energievoll, dynamisch zu sein, sondern eher, sich zwanghaft um Energie zu bemühen.

Bei der Tiefatmung (kombinierte Atmung)schöpfen wir unser gesamtes Lungenvolumen aus. Durch Atemtraining können wir die Vitalkapazität erhöhen, da die Brustknochen im unteren Bereich relativ flexibel sind.Die Muskulatur im Schulter-/Nackenbereich wird entlastet, da wir für die Tiefatmung verstärkt die Rücken- und Bauchmuskulatur einsetzen.

Außerdem steht uns nun ein Organ zur Verfügung, das nur darauf wartet, endlich aktiv zu werden, um die Luft aus der Lunge an den Stimmlippen vorbeizupumpen: Das Zwerchfell!Dieses Organ besteht vorwiegend aus Muskeln und Sehnen. Und wie bei jedem Muskel gilt: wenn wir ihn nicht betätigen und trainieren, hängt er nutz- und lustlos herum. Nur wenn wir die Tiefatmung ausführen, wird das Zwerchfell von der sich ausdehnenden und platzergreifenden Lunge nach unten gedrückt bzw. gespannt. Sie können sich das vorstellen, als ob man einen Bogen spannt. Dieses Zwerchfell kann nun in diesem gespannten Zustand einen ruckartigen Druck auf die Lunge ausüben und stoßartig Luft aus ihr herauskatapultieren. Insgesamt kann man sicher nach einer Einatmung 40 Sekunden lang solche vom Zwerchfell aktivierten Luftausstöße bewirken, ohne dass dies eine besondere Kraftanstrengung wäre, aber man erreicht nur maximal 10 solche Luftstromausstöße, ca. 4 Selunden lang, ohne Zwerchfellbeteiligung! 
Probieren Sie dies ruhig mal aus; die Zwerchfellaktivierung können Sie überprüfen, indem Sie Ihre Hand auf den Oberbauch legen und bei jedem Luftaustoß eine nach innen gezogene Bewegung verspüren.

Wofür ist dies sinnvoll? Mit dem Zwerchfell können Sie die Stärke und die Länge des Luftstromes akkurat bestimmen: Wie lange ein Ton klingen soll und wie laut dieser Ton werden soll. Sie verbrauchen minimale Luft bei hoher Lautstärke und können sehr lange sprechen, ohne in Atemnot zu geraten, ohne dass der Ton immer leiser, schwächer oder angehauchter klingt. Der Ton klingt kraftvoll, Sie wirken energiegeladen und dynamisch. Keine Anstrengung ist zu hören noch zu spüren.

Das Zwerchfell ist auch das einzige Organ, das durch seine Bewegung unsere anderen Organe innerlich massiert und einen Kontakt bis zum Herzen haben kann. So bemerken Sie nicht nur früher leichte Erkrankungen der inneren Organe, Sie halten diese auch länger gesund! Und dies alles so nebenbei, durch die effiziente Sprechweise.
3.Grundgesetz

Jede Verkrampfung, Überspannung des Körpers, aber auch körperliche "Laschheit" wirkt sich ungünstig auf den Sprechablauf aus.

Stellen wir uns die vorherige Beschreibung der Zwerchfellatmung etwas bildhafter vor: Statt Luft nehmen wir Wasser, die Lunge sei ein Wasserballon und die Luftröhre ein am Wasserballon befestigter Schlauch; die Hände übernehmen die Funktion des Zwerchfells. Wir üben nun einen kurzen abrupten Druck mit den Händen auf den voll mit Wasser gefüllten Ballon aus: Wasser schwappt aus dem Schlauch. Jetzt knicken wir den Schlauch ganz vorne stark ab und drücken ein zweites Mal mit der gleichen Energie auf den Schlauch - aber nun kommt nur noch spärlich Wasser aus dem Schlauch.

Dies entspricht, auf den Menschen übertragen, einem starken Neigen des Kopfes nach vorne, oder auch einer Überdehnung nach hinten. Nur bei einer geraden Kopfhaltung kann der Luftstrom optimal fließen und einen vollen Ton erzeugen.Die Wirkung, die ein Mensch auf uns ausübt, der seinen Kopf gerade trägt, ist auch eine ganz andere als die eines Menschen, der immer mit gesenktem Haupt geht und spricht - oder? Probieren Sie es einmal aus! Erst ausatmen, dann einatmen - halten Sie den Kopf gerade, wählen Sie einen Ton und neigen Sie den Kopf nach vorne und dann nach hinten - na?

Das gleiche schlechte Luftverhältnis entsteht, wenn Sie die Schultern nach hinten ziehen und den Brustkorb nach vorne drücken. Eine Abklemmung in anderer Richtung. Diese Haltung nehmen wir oft unbewusst ein, wenn wir etwas durchsetzen wollen. Der Ton wird, je lauter Sie ihn einsetzen, umso gepresster klingen. Wir bekommen sofort, unbewusst, aufgrund des Tones und der Körperhaltung, den Eindruck vermittelt, hier ist jemand nicht mehr kooperativ und diskussionsfreudig .Wir nehmen Abstand. Ausprobieren mit einem lauten Ton.

Körperliche Laschheit zeichnet sich meist durch ein Abknicken in der Bauchregion aus. Dadurch verlieren wir soviel Luftenergie, dass der Ton sehr schnell sehr angehaucht klingt. Würden Sie sagen, dass ein Mensch, der vor Ihnen so lasch sitzt, Dynamik und Tatkraft ausstrahlt? Flexibilität und Energie, wohl kaum.
Mit der gebesserten Stimmfunktion wandelt sich der ganze Mensch,

denn Sprechen ist ein komplexer Vorgang,

der ganze Mensch ist daran beteiligt.

Sie benötigen unabdingbar zum effektiven und effizienten Sprechen eine gerade, aufrechte und nicht verspannte Körperhaltung. So erzeugen Sie einen klangvollen und energievollen Ton. Körperhaltung und Tonfülle lassen Sie diskussionsfreudig, offen, teamfähig und kontaktfreudig wirken. siehe auch Mimik, Gestik,Körpersprache.