StimmtrainingStimmtonlagen und ihre Wirkungen auf den ZuhörerKommunikationstraining

Sprechen ist ein komplexer Vorgang, der ganze Mensch ist daran beteiligt.

Körpersprache: Mimik, Gestik sind ein wesentlicher Teil unserer Selbstdarstellung. Aber noch viel mehr unbewußte Information bekommt der Zuhörer über den Tonfall des Sprechers vermittelt.

Kennen wir nicht alle die Situation am Telefon: unser(e) Freund(in) spricht, und ganz unvermittelt, ohne dass sie/er es uns mitgeteilt hat, wissen wir: ihr/ihm geht es gut (schlecht).

Der Gesamtstimmumfang, (variable Größe), beinhaltet die Obertonlage, die Indifferenzlage, die Untertonlage.

Je nachdem im welchem Tonlagenbereich wir die meisten Töne haben bezeichnet man die Stimme als: Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass-Stimme, um nur die wichtigsten zu benennen. Die Resonanzräume, die wir für diese Stimmtonlagen nutzen, sind jeweils verschieden. Für den Obertonbereich sind es vorwiegend die Resonanzräume von Stirnhöhle und Nasennebenhöhlen, für den Untertonbereich vorwiegend die Resonanzräume des unteren Brustkorbes. So können wir feststellen, dass eine Sopranstimme sehr wenig Resonanzraum zur Verfügung hat, um einen vollen und wohlklingenden Ton zu erzeugen. Setzen wir nun unseren Sprechton, dies geschieht meist völlig unbewusst, in die Obertonstimme, so haben wir nur ein "dünnes" Stimmchen zur Verfügung, und setzen wir noch Druck auf die Stimmbänder, wollen also in dieser Stimmtonlage lauter werden - wer kennt dies nicht? - hören wir eine schrille oder gar kreischende, häufig als hysterisch beschriebene Stimme.Ganz anders bei der Untertonstimme: hier haben wir mehr Resonanzraum und die Töne klingen voller. Da die Anatomie des Mannes ein wenig anders ist, steht ihm hier ein größerer Resonanzraum zur Verfügung als der Frau. Dies könnte der Grund sein, weshalb mehr Männer als Frauen - völlig unbewußt - dazu tendieren, im Untertonbereich zu sprechen.

Probieren Sie es ruhig einmal bewusst aus:

setzen Sie ihre Stimme bewusst in einen hohen Ton und versuchen Sie dann, lauter zu werden...na?

Und jetzt in einen tiefen Ton - hauchen Sie die Worte aus: eine unfehlbar erotische Stimme entsteht. Testen Sie diese Stimme doch eimal bei ihrem nächsten Kneipenbummel beim anderen Geschlecht aus - und sollte es zuviel Aufmerksamkeit beim anderen Geschlecht auslösen - na, dann sprechen Sie einfach wieder so wie immer.

Sie sehen, Stimme kann man auch ganz bewusst einsetzen und steuern!

Nach so viel Einleitung nun endlich zur Wirkung der einzelnen Stimmtonlagen auf den Zuhörer, deswegen haben Sie ja auch auf diese Seite geklickt!

Dieses Wissen ist ein unbewusstes instinktives Wissen, das wir im Babyalter erfahren und in unser Erwachsenenleben mit hinübernehmen.

Wenn wir als Baby (im Oberton) schreien, bekommen wir die erforderliche Hilfe: wickeln, füttern, trösten...

Wenn wir das Baby beruhigen wollen, wenden wir instinktiv unsere Untertonstimme als beruhigende einschläfernde Stimme an.

Unbewusst nehmen wir diese Tonlagenerfahrung mit in unser Erwachsenenleben und verbinden die Ober- Untertonstimme mit der Vermittlung von Gefühlen. Wird eine Stimmführung also in diese Tonlagen gelegt, werden wir von dem Inhalt des gesprochenen Wortes abgelenkt und nehmen Bezug auf das Gefühl, das uns vermittelt wird. WIR SIND ALSO VOM INHALT ABGELENKT.

Die Obertonstimme signalisiert uns: hier ist jemand unsicher, ängstlich, daraus wird häufig der Schluss gezogen: inkompetent, führungsunsicher, instabil. Dies hat zur Folge, dass wir in Diskussionen persönlich angegriffen werden und nicht der Inhalt unseres Beitrages angegriffen wird. Dass wir oftmals überhört werden, nicht ernst genommen werden und übergangen werden. Harmloser, aber wegen der Mühe, die wir durch Ausbildung und Lebenserfahrung investiert haben, ein trauriges Resultat, ist die Reaktion bei Präsentationen oder Vorträgen, wenn der Zuhörer von der Obertonstimme aus dem Inhalt herausgelenkt wird, sich mit seiner Aufmerksamkeit der Rednerperson zuwendet, über seine - z.B -. Brille, Kleidung, Frisur nachdenkt, überlegt, ob ihm dies gefällt und dass er auch bald zum Optiker müsste, und schon ist der Zuhörer in seiner eigenen Gedankenwelt verschwunden und für unsere Redeinhalte verloren.

Die Untertonstimme signalisiert uns Geborgenheit, Ruhe, Sicherheit. AHHH! Endlich ein Ort zum Ausruhen. Für den Sprecher eine wunderbare Erfahrung, die Zuhörer lächeln oder blicken zufrieden vor sich hin. Anerkennung? Nein, wohl eher ein halbwacher Tagtraumzustand. Für diese Art der Entspannung ist jeder dankbar, so angenehm, so sympathisch hat der Redner gesprochen, jeder wird sein Wohlwollen signalisieren. ABER DER INHALT? Ja leider, der ging verloren.

Nach der TRANSAKTIONSANALYSE von ERIC BERNE nehmen wir Informationen mit unserem Beziehungsohr / Sachohr / Kind-(Spiel-)Ohr auf und sprechen mit unserem Eltern-Ich, Kind-Ich oder Erwachsenen-Ich, abhängig von der Situation in der wir uns vor dem Gespräch befanden, abhängig von dem Eindruck, den uns die andere Person vermittelt hat.

Als Beispiel nur eines von vielen möglichen Missverständnissen: Wir hören eine Obertonstimme, reagieren unbewusst darauf und antworten mit unserem Eltern-Ich. Die Obertonstimme ärgert sich, weil sie vom Inhalt her ernst, erwachsen genommen werden wollte, aber belehrt oder übergangen wurde. Ein beziehungsklärendes Gespräch beginnt weit ab von der eigentlich zu vermittelnden Information.

Im privaten Bereich: Ich möchte ein bestimmtes Urlaubsziel bei meinem Mann durchsetzen und bin mit meinem Gefühl sehr bei diesem Thema, meine Stimme wandert dadurch (völlig unbewusst) in den Obertonbereich, mein Mann hört diese Obertonstimme und reagiert (auch wieder völlig unbewusst) mit seiner beruhigenden Untertonstimme. Fatal! Ich fühle mich nicht ernst genommen, ich will nicht beschwichtigt werden, sondern eine sachliche Diskussion, meine Stimme wandert ob dieser AUFREGUNG NOCH MEHR IN DEN Obertonbereich. Tja, und nun haben wir eine Beziehungsdiskussion weit ab vom eigentlichen Thema.

Im beruflichen Bereich: Ein Kunde meldet eine Reklamation im Obertonbereich, der Firmenmitarbeiter antwortet unbewusst im Untertonbereich; der Kunde fühlt sich unverstanden und wird die Firma wechseln. ODER: Ein Kunde meldet eine Reklamation im lauteren Unterton an, der immer ein Gefühl auslöst: hier wird mir befohlen oder hier werde ich bestraft, aufgrund der Macht der Stimme werde ich unbewusst gefühlsmäßig eingeschüchtert und meine Stimme wandert nach oben. Egal, wie rhetorisch ausgefeilt meine Antworten auch lauten, der Reklamationsträger wird mich oder die Firma als inkompetent und unzuverlässig empfinden.

Unbewusst vermittelt unsere Stimme Botschaften, die wir eigentlich NICHT vermitteln wollten .

DAS MUSS NICHT SEIN!

Wir können ganz selbstbewusst mit gezieltem Training unsere Stimmtonlage, in der wir sprechen wollen, bestimmen und somit auch den Eindruck und die Aussage, die wir vermitteln wollen.

Aber wie vermittle ich Informationen und nur Informationen und Inhalte, ohne dass Gefühle zu meiner Person entstehen, sondern:

NUR GEFÜHLE ZU DEM INHALT!!

Nichts leichter als das! Legen Sie Ihre Stimme in den Indifferenzbereich. Dies ist die Stimmtonlage die sich im mittleren Bereich unseres Gesammtstimmumfanges befindet und - abhängig vom Gesammtstimmumfang - mehrere Töne beinhaltet. Die Resonanzräume dieser Stimmtonlage erstrecken sich vom Rachenraum bis zu Brustkorb. Wir nützen hier den grössten Resonanzraum und haben somit die tragfähigsten Töne unseres Gesammtstimmumfanges..Die Stimme wird als wohltönend und voll im Klang empfunden. Leise ist sie sehr gut hörbar und sie ist die Stimmtonlage mit dem lautesten und dabei noch wohlklingendsten Ton, den wir beim Sprechen erzeugen können. Indifferent heisst weder gut noch böse. So bekam diese Stimmtonlage ihren Namen; wir nehmen Informationen auf und können zu den Informationen Stellung nehmen, wir werden nicht durch weitere Informationen vom Inhalt abgelenkt.

Gefühle entstehen auch, aber nicht zum Sprecher sondern zum Inhalt. Dazu ein kleines Beispiel: Ein Diavortrag über Kreta im Ober- oder Untertonbereich verrät mir, das es Ihnen z.B. besonders gut in Kreta gefallen hat - die Badestrände, die Möglichkeit, Wanderungen zu unternehmen, das war FÜR SIE TOLL aber es bezieht mich NICHT mit ein. Bei einem Diavortrag in der Indifferenztonlage erfahre ich, dass Kreta Berge zum Wandern , Badestände.... bietet, hier werde ich in den Inhalt mit hineingezogen, ICH kann meine Phantasien entwickeln und werde danach mir überlegen, ob dies nicht auch eine Urlaubsmöglichkeit für mich wäre. DA IHRE TONLAGE NEUTRAL GEHALTEN WURDE, KONNTEN SIE MICH MIT IHRER BETONUNG; MODULATION DER WORTE, zu den Schönheiten der Insel, wie Sie sie empfunden haben, hinführen. Sie haben mich miteingebunden, haben mir Raum für meine Phantasie gelassen, die Sie aber gesteuert haben. Das ist Sprechen in der Indifferenzlage. Es öffnen sich neue Möglichkeiten der Bewusstseinserweiterung beim Zuhörer, ohne ihn manipulativ zu beeinflussen.

Diskussionsbeispiel: Setzen Sie bewusst Ihre Indifferenzstimme ein und sie führen die (Gefühls)Stimme der Anderen - automatisch und für diese völlig unbewußt - in die Indifferenzstimme zurück, somit auch zu Ihrem Sach-Ohr und Erwachsenen-Ich, eine Sachdiskussion bleibt erhalten und keine personenbezogene Diskussion entsteht.

WIR NUTZEN TAGTÄGLICH VÖLLIG UNBEWUSST ALLE DREI SPRECHTONLAGEN

WIR KÖNNEN SIE ABER AUCH GANZ BEWUSST UND GEZIELT EINSETZEN!!!